#Doro21

Die Doro21 hat einen neuen Mitbewohner

Meine Eltern haben nach über vierzig Jahren ihr Haus verkauft und sich verkleinert. Eine weise und mutige Entscheidung. Eine Phase des Abschieds und des Neubeginns. Für die Doro21 beutete das die Organisation eines Ringtausches. Nach vielen Jahren habe ich mich von meinem guten alten Yamaha-Klavier, das mich und meine Übungen stoisch ertragen hat, getrennt und Platz gemacht für den wunderbaren Bösendorfer aus meinem Elternhaus. In die neue Wohnung meiner Eltern wanderte wiederum ein Yamaha-Klavier mit Silence-Funktion - wegen des Platzes und der Nachbarn. Vor über 40 Jahren war der Bösendorfer das erste "Möbelstück" in dem von meinen Eltern mit viel Herzblut konzipierten Familienwohnsitz. Der Architekt hatte bis dahin noch nie eine "Ecke mit Flügelmaß" planen müssen. Der Bösendorfer wurde damals aus Wien geliefert. Mein Vater saß überaus glücklich am Esstisch, zeigte uns voller Stolz den feingeschwungenen dazugehörigen Schlüssel, verschwand und ward die nächsten 24 Stunden nicht gesehen. Die neue Nachbarschaft am Waldesrand bekam einen ersten Ausblick auf die kommenden Jahrzehnte voller Klaviermusik rund um die Uhr. Und mit "rund um die Uhr" ist auch wirklich "rund um die Uhr" gemeint. Das erste was mein Vater morgens tat, war der Gang zum Flügel, so auch nach dem Frühstück, vor dem Mittagessen, nach dem Mittagessen und vor dem zu Bett gehen. Als Kind bin ich eingeschlafen mit Tristan-Vorspiel, Chopin-Etüden oder Bach-Inventionen. Aber auch Bernstein, Gershwin, Cole Porter oder Chansons und von ihm für gut befundene Pop-Songs fanden ihren Klangweg durchs Treppenhaus in die Kinderzimmer im 1. Stock. Gingen nach einer Abendeinladung die Gäste nach Hause wurden sie mit Klaviermusik zur Tür begleitet. Mein Vater hatte und hat immer noch die Begabung, Musik erlebbar zu machen. Jede Form von Musik. Natürlich wurden wir Kinder in vielen Stunden (mal glücklich, mal nicht so glücklich) von dem Flügel zu unserem Geigenspiel begleitet. Und tatsächlich, mit Flügelbegleitung ging alles viel einfacher und klang viel schöner. Später musizierten wir zwei zusammen Lieder von Schubert, Schumann, Wolf ... endlich mal ein bißchen mehr auf Augenhöhe. Und ich bin heute immer noch begeistert, wie mein Vater selbstverständlich und prima vista jedes Musikstück zum Klingen bringt. Verwöhnt durch selbstverständliches Klavierspiel jederzeit ist es mir leider nicht gelungen es ebenso zu beherrschen. Aber die Musik in meinem Elternhaus hat mich zu einem wunderbaren Beruf geführt - zu dem ich immer ein Klavier brauche... Es übt und probt sich doch ganz anders! Für mich ist es ein besonderes Ereignis gewesen, dass der Flügel meiner Kindheit nun auch in mein Zuhause umsiedeln durfte. Dank auch an die Firma Martzock, die kein Treppenhaus und-geländer von der Umsiedlung abhalten konnte. Ich danke meinem Vater für all die wunderbaren Momente mit und am Flügel. Ich danke ihm, dass er sich davon trennen konnte und ihn hat weiterfliegen lassen. Ich danke meiner Mutter, dass sie unser Musizieren über all die Jahre, wie sie immer wieder betont, genossen hat und nicht zuletzt danke ich meinem Mann und unserer Tochter, dass sie zugestimmt haben unser Zuhause und mich mit dem Flügel zu teilen.

Damit Sie keine Konzerte und Opernaufführungen verpassen, verschicke ich Updates zu kommenden Terminen. Keine Sorge, Sie erwartet nicht mehr als eine email pro Quartal.

Mehr aus meinem Blog