"Da haben wir umsonst geschwitzt..." oder "Keiner agiert so intensiv wie der Essener Opernchor..."

Musikalische und szenische Qualität kann sich von innen auch anders anfühlen.

Bereits vor den der großen Sommerpause begannen die Proben zu Verdis Macbeth. Musikalisch intensivst und bestens vorbereitet durch unseren Chordirektor mußten wir erst mal zurück zum Ursprung von Bewegung, Inhalt und Wirkung. Die Regisseurin Emily Hehl und ihr Team sind durchdrungen von dem Shakespeareshen Stoff um Macbeth. Ungewöhnlich, aber äußerst klug, historisch durchdacht und in den Kontext von menschlicher Psyche gesetzt. Bravo! Das Premierenpublikum war begeistert, die üblichen Essener Buhs für das Regie-Team konnten uns nicht schocken. Der Decker schloss sich und wir haben erleichtert und begeistert gejubelt. Es war seit langem mal wieder eine stimmige, beglückende Premiere! Aufgeschnappter O-Ton von der Pausen-Terrasse: "Keiner agiert so intensiv, wie der Essener Opernchor. Mit denen kann man wirklich alles machen...".

Die Kritik sprach von Langeweile und Überforderung des Regie-Teams. Den Soli wurden milde zu ihrer Leistung gratuliert, die Tänzerinnen als unterfordert bemitleidet, das Orchester als zu lahm, der neue GMD als zu unscharf tituliert. Wie bösartig und niederschmetternd kann Kritik denn in diesen Zeiten nur sein? Sind wir nicht alle erleichtert, dass Musiktheater wieder wie gewohnt stattfinden kann? Dass die Säle wieder gefüllt sind? Wie schade, dass die Presse die Potenziale und Besonderheiten nicht entdecken konnte, die künstlerische (und auch schweißtreibende) Leistung auf und hinter der Bühne nicht zu wertschätzen vermochte. Ganz abgesehen davon, dass die neue Intendantin mehr als einen guten Start hingelegt hat!!! Wie einfach ist es aus einem Theatersessel heraus und aus der späteren Perspektive eines Schreibtisches einen gelungenen Theaterabend niederzumachen. Brauchen die Theater derzeit nicht Unterstützung und Begeisterung aus allen Richtungen? Das Premieren-Publikum reagierte (überwiegend) begeistert. Und auch alle weiteren Besucher:innen sollten die Chance haben sich begeistern zu lassen ohne vorher ausgebremst zu werden...

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